
Verschiedene Vorerkrankungen gelten als Risikofaktoren für eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI). Menschen, die in der Vergangenheit daran litten oder aktuell daran leiden, sollten Verdauungsbeschwerden ernst nehmen und diese unbedingt medizinisch abklären lassen.
Als allgemeine Risikofaktoren für eine EPI, also die exokrine Pankreasinsuffizienz, gelten insbesondere Alkoholmissbrauch, das Rauchen und eine genetische Veranlagung.
Pankreatitis
Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (med. Pankreatitis) ist die häufigste Ursache einer späteren EPI. Studien zufolge tritt bei 60-90 Prozent der Patienten mit chronischer Pankreatitis binnen 10 Jahren nach der Diagnose auch eine EPI auf. Die Entzündungsschübe führen in der Bauchspeicheldrüse zu Gewebeveränderungen. Diese können zu einem fortschreitenden Verlust der exokrinen Verdauungsfunktion und auch der endokrinen Hormonfunktion der Bauchspeicheldrüse (s. u.) führen. Auch nach einer akuten Pankreatitis besteht diese Gefahr: Die Rate liegt bei etwa 20-30 Prozent, je nach Schwere der akuten Entzündung.
Patienten mit der Diagnose „Pankreatitis“ sollten daher ihre Verdauung im Blick behalten und bei Beschwerden ihren Hausarzt ansprechen oder einen Gastroenterologen aufsuchen.
Diabetes
Ein enger Zusammenhang besteht auch zwischen Diabetes und exokriner Pankreasinsuffizienz. Neben dem Verdauungssekret (exokrin) stellt die Bauchspeicheldrüse bekanntermaßen auch Hormone her, insbesondere das blutzuckerregulierende Insulin. Eine hormonelle Unterfunktion und deren Folgen werden als Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bezeichnet.
Bei Diabetes-Patienten ist oftmals auch die exokrine Bauchspeicheldrüsenfunktion beeinträchtigt. Experten gehen davon aus, dass bis zu jeder zweite Diabetes-Patient (Typ 1 und Typ 2) im fortgeschrittenen Stadium auch eine EPI entwickelt. Ebenso kann eine andere Pankreaserkrankung, beispielsweise eine chronische Pankreatitis (s. o.), die Ursache für Diabetes sein. Neuen Schätzungen zufolge kommt dieser sogenannte Typ 3c Diabetes öfter vor als bislang angenommen.
Treten bei einem Diabetiker typische Symptome einer EPI wie Durchfall, Fettstuhl, Blähungen und Schmerzen im Oberbauch auf, sollte in jedem Fall eine genauere Untersuchung von einem Arzt vorgenommen werden.
Weitere Pankreaserkrankungen
Auch andere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, die mit einer Schädigung oder Entfernung von Gewebe einhergehen, beeinflussen die exokrine Funktion. Insbesondere Bauchspeicheldrüsenkrebs und die Entfernung des Organs (med. Pankreatektomie), führen zu einem nicht umkehrbaren Verlust der Bildung von Verdauungssekret.
Andere Risikofaktoren
Doch nicht immer ist direkt die Bauchspeicheldrüse die Ursache einer EPI. Sie kann auch in anderen Organen bzw. Krankheiten begründet sein:
Gallenblase
Auch Erkrankungen der Gallenblase, wie beispielsweise Gallensteine, können zu einer EPI führen: Wenn Gallengangssteine kurz vor dem Übergang in den oberen Dünndarm eingeklemmt sind, kann es zu einem Rückstau der Verdauungssäfte kommen. In diesem Fall sind die Steine auch häufig Auslöser einer akuten Pankreatitis.
Magen
Magenoperationen wie Gastrektomie, Magenteilresektion oder Gastroenterostomie können dazu führen, dass zu wenig Botenstoffe gebildet werden, die die Bauchspeicheldrüse zur Stimulation braucht. Sie bildet dann zu wenig Verdauungssekret, was zu den Symptomen der EPI und Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen kann.
Darm
Darüber hinaus können entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn mit ausgeprägtem Dünndarmbefall oder die glutensensitive Enteropathie eine EPI zur Folge haben.
Mukoviszidose
Auch bei der Erbkrankheit Mukoviszidose wird die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen und die Verdauungsenzyme gelangen nicht mehr ausreichend in den Darm. Mukoviszidose-Patienten leiden daher meist schon in frühester Kindheit an einer EPI.
Weitere und unbekannte Ursachen
In seltenen Fällen wird kein Auslöser für die Erkrankung gefunden. Mediziner sprechen dann von einer „idiopathischen Pankreasinsuffizienz“. Ebenso kann die nachlassende Verdauungsfunktion der Bauchspeicheldrüse im Alter eine Rolle spielen.
Keine Früherkennung – auf Risikofaktoren achten!
Die Früherkennung einer EPI ist schwierig: Da die exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse eine große Reservekapazität besitzt, kommt es erst bei einem Funktionsausfall von etwa 90 % zu erheblichen Beschwerden, wie beispielsweise Fettstühlen. Dennoch ist die Verdauungsfunktion schon vorher eingeschränkt. Bereits eine milde bis mäßige Ausprägung steigert das Risiko für Osteoporose, Frakturen und Vitaminmangel, insbesondere an den fettlöslichen Vitaminen D und E.
Menschen mit den o. g. Risikofaktoren sollten daher besonders auf ihre Verdauung achten: Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfälle oder Blähungen können Anzeichen für eine EPI sein. Mit einer Enzymersatztherapie mit dem Wirkstoff Pankreatin (z. B. in Pankreatan) sind diese Beschwerden in den Griff zu bekommen.